Termine im Sängermuseum

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Newsflash

Autographenfund im Sängermuseum

Ein in Vergessenheit geratenes Schreiben von Robert Schumann konnte jetzt im Archiv der Stiftung Dokumentations- und Forschungszentrum des Deutschen Chorwesens in Feuchtwangen identifiziert werden.

Im Zuge aktueller Revisionen der Autographensammlung des Deutschen Sängermuseums Nürnberg durch Forscher der Universität Würzburg konnten bereits mehrere Funde vermeldet werden, welche die wissenschaftliche Bedeutung dieses Bestandes unterstreichen. So wurden nicht nur ein verloren geglaubtes und bislang unbekanntes Widmungsgedicht aus der Feder Friedrich Rückerts und der verschollene „Serapions-Walzer“ von E.T.A. Hoffmann identifiziert, es gelang dem Team aus Wissenschaftlern unter der Leitung von Prof. Dr. Friedhelm Brusniak zudem, ein Gedicht aus dieser Sammlung Friedrich Hölderlin zuzuschreiben, welches dieser mit seinem Pseudonym Scardanelli unterzeichnete.

Ein erneuter Fund, diesmal aus dem Archiv der Stiftung Dokumentations- und Forschungszentrum des Deutschen Chorwesens in Feuchtwangen, bestätigt, dass sich die akribische und teils zeitaufwendige Revision durchaus lohnt. Bei der Untersuchung eines mit „unverzeichnete Reste (Fotomaterial)“ gekennzeichneten Archivkartons, der 1997 mit der Autographensammlung des Deutschen Sängermuseums Nürnberg vom Stadtarchiv Essen nach Feuchtwangen überführt wurde, konnte der Archiv- und Museumsleiter der Stiftung Dokumentations- und Forschungszentrum des Deutschen Chorwesens Alexander Arlt, M.A. ein Autograph Robert Schumanns identifizieren, dessen Existenz vor rund 50 Jahren in Vergessenheit geriet. In diesem Schreiben, welches an „die liebe Pauline“, Schumanns Schwägerin, gerichtet ist, geben der Komponist und seine Frau Clara die Geburt der Tochter Eugenie, das siebte Kind der Familie Robert Schumann, bekannt:

 „Der lieben Pauline zur frohen Nachricht, [/] daß wir am 1sten December in [/] den ersten Tagesstunden durch [/] ein munteres Mägdlein erfreut [/] worden sind. [/] Robert und Clara“

„Der lieben Pauline zur frohen Nachricht, [/] daß wir am 1sten December in [/] den ersten Tagesstunden durch [/] ein munteres Mägdlein erfreut [/] worden sind. [/] Robert und Clara“

Spannend ist die Überlieferungsgeschichte der Nachricht, welche bislang noch nicht lückenlos aufgeklärt werden konnte. Verfasst 1851, gelangte das Kärtchen offensichtlich in den Besitz der besagten Tochter, welche 1933 auf der Rückseite der Karte eine handschriftliche Notiz zur Entstehung und zum Umfeld der Nachricht hinterließ:

Dieses Mägdlein war ich, Eugenie, [/] geboren am 1sten Dec. 1851. [/] Pauline, an welche die Worte [/] gerichtet sind, war meines Vaters [/] Schwägerin, Wittwe des Bruders [/] Carl. Sie war es, die uns Kinder [/] betreute, wenn die Eltern auf [/] Reisen waren. [/] Diese Worte schreibe ich heute am [/] 29sten März 1933 in meinem [/] 82sten Lebensjahr. [/] Eugenie Schumann

Dieses Mägdlein war ich, Eugenie, [/] geboren am 1sten Dec. 1851. [/] Pauline, an welche die Worte [/] gerichtet sind, war meines Vaters [/] Schwägerin, Wittwe des Bruders [/] Carl. Sie war es, die uns Kinder [/] betreute, wenn die Eltern auf [/] Reisen waren. [/] Diese Worte schreibe ich heute am [/] 29sten März 1933 in meinem [/] 82sten Lebensjahr. [/] Eugenie Schumann

Danach erst scheint das Autograph in den Besitz des Deutschen Sängermuseums in Nürnberg gekommen zu sein, wo es die Signatur No 18561 erhielt. In den Kriegswirren verliert sich die Spur der Museumsbestände und somit auch die des Kärtchens. Als Anfang der 1960er Jahre ein ca. 3000 Stücke umfassender Teil der Sammlung im Tresor einer Berliner Bank wiederentdeckt wurde, beauftragte man Fokke Pollmann, damals zweiter stellvertretender Präsident des Deutschen Sängerbundes, mit der Sichtung und Katalogisierung der Sammlung. Ihm scheint während der in kürzester Zeit abgeschlossenen Untersuchung ein nicht unerheblicher Fehler bei der Zuordnung des Objektes unterlaufen zu sein. Unter der Nummer 18561 ist im Katalog der Sammlung eine „Karte von Eugenia Schumann [,] geschrieben im 82. Lebensjahr“ verzeichnet, was eindeutig auf die Rückseite des Autographen schließen lässt. Wieso die Signatur des Autographen korrekt erfasst wurde, es jedoch zu einer Falschzuweisung gekommen ist, konnte bislang nicht geklärt werden.

Es ist davon auszugehen, dass die Nachricht nach der Verzeichnung der Autographen und vor deren Deponierung im Stadtarchiv Essen, wo das Schreiben nach einer ersten Überprüfung des Katalogs bereits als fehlend gekennzeichnet ist, im Rahmen einer Ausstellung gezeigt wurde, von der auch einige Objektbeschriftungen in der jetzt untersuchten Archivbox überliefert sind. So waren neben weiteren Autographen offensichtlich einige Medaillen ausgestellt, von denen die Jüngste vom 14. Deutschen Sängerbundesfest Stuttgart 1956 stammte. Vermutlich während des Abbaus dieser Ausstellung scheint das Kärtchen zwischen die Objektbeschriftungen, die ein nur geringfügig größeres Format aufweisen, geraten zu sein, wo es dann rund 50 Jahre unentdeckt geblieben ist.

Wann genau diese Ausstellung stattgefunden hat, liegt noch im Dunkeln. Zwar wurde während der Feierlichkeiten zum 100jährigen Jubiläum des Deutschen Sängerbundes in Coburg und Essen eine Jubiläumsausstellung gezeigt, jedoch finden sich keine Hinweise darauf, dass auch Autographen aus dem Deutschen Sängermuseum in Nürnberg Bestandteil dieser Ausstellung gewesen sind. Erstaunlicherweise berichtet die Deutsche Sängerbundeszeitung noch nicht einmal vom Fund der Autographen in Berlin. Lediglich im Jahrbuch des Deutschen Sängerbundes 1963 wird im Zusammenhang mit den vernichteten Beständen aus dem Deutschen Sängermuseum in Nürnberg erwähnt, dass „eine Anzahl ausgelagerter Manuskripte […] im Vorjahre aufgefunden“ worden sei.

Ausführlichere Untersuchungen sollen in Kürze aufgenommen werden, da offensichtlich auch andere Autographen aus dem Umfeld der Ausstellung verschollen sind. Im Zuge umfassender Nachforschungen zum Verbleib weiterer Exponate aus dem Fundus des Sängermuseums in Nürnberg wurden bereits einige Autographen außerhalb der Stiftung Dokumentations- und Forschungszentrum des Deutschen Chorwesens ausfindig gemacht, über deren Verwahrorte derzeit keine Auskunft gegeben werden soll. Hilfreiche Hinweise zu Objekten, die den Stempel Deutsches Sängermuseum Nürnberg bzw. den Signaturkopf DSM tragen, werden freundlich erbeten.

Alexander Arlt, M.A.
Museumsleiter / Wiss. Mitarbeiter Am Spittel 2-6 91555 Feuchtwangen

Telefon: +49 (0) 9852 / 90 880 95
E-Mail: 
Internet: www.saengermuseum.de

















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